Default Values
DEFAULT VALUES, 2010, courtesy Wendt and Friedmann Galerie © Peter Kröning
DEFAULT VALUES, 2010, courtesy Wendt and Friedmann Galerie © Peter Kröning
Die Wendt + Friedmann Galerie freut sich DEFAULT VALUES, die erste Einzelausstellung der aufstrebenden Berliner Bildhauerin Amélie Esterházy (1982*), anzukündigen.
Amélie Esterházys Werk ist von Fragen der Transformation und der plastischen Umdeutung beherrscht – gepaart mit einem mitunter schelmischen Humor und einer erfrischenden Unbekümmertheit. Die Mehrzahl ihrer Skulpturen der letzten beiden Jahre zeichnen sich durch ein glänzendes Lackfinish aus. Die vegetabilen oder kristallinen Strukturen scheinen durch den artifiziellen Überzug gleichsam an ihrer Ausdehnung gehindert worden zu sein. Es sind Objekte, die ihre Künstlichkeit nicht verleugnen, aber zugleich als Hervorbringung einer pulsierenden Vitalität bezeichnet sind. Wiederholt verwendete sie Äste, Stämme und anderen organische Fundstücke in Kombination mit diesen glatten, durchgearbeiteten Oberflächen in Verweis auf die fließenden Grenzen zwischen Natur und Kunst. Ihre Skulpturen bestehend aus armen Materialien wie Styropor, Gips oder Epoxidharz, wobei der Zusammenhalt der Teile mitunter bewusst provisorisch gehalten wurde.
Amélie Esterházys neue für die Ausstellung DEFAULT VALUES entstandene Arbeiten beschäftigen sich mit dem Verhältnis von serieller, standardisierter Normierung und den scheinbar fehlerhaften Abweichungen, wie sie in der Natur oder in einem körperlich gestimmten Schaffensprozess vorkommen. Dabei aktiviert sie das kreative Potential von ironisch gebrochenen Kontroll- oder Bezwingungsattitüden, etwa gegenüber einer fast abgestorbene Yucca-Palma, die mit Epoxidharz übergossen ist (Living Sculpture) oder bei drei ähnlichen Varianten einer abstrakt-organischen Form (Default I, II und III). Bemerkenswert ist bei dem noch jungen Werk von Amélie Esterházy der gewagte Schritt in den Raum mit zwei installativen Arbeiten. Wie schon bei ihrem jüngsten Beitrag zur Ausstellung ON PAPER in der Galerie Wendt + Friedmann (12.12.2009 - 01.09.2010) arbeitet sie bei der Installation Default Values mit mathematisch-geometrischen Origami-Modulen. In diesem Fall sie zu einem riesigen wuchernden Gebilde gesteckt werden, das die gesamte Decke eines Zimmers ausfüllt. Die zweite Installation in der Ausstellung, On Demand, besteht aus einer großen Anzahl von Gipsabformungen eines kleinen Apfelbaumstammes, die mit Magnetbändern und Kabeln zu einer raumgreifenden Geste verbunden sind. Der Apfelbaum stammt aus dem väterlichen Garten, wo er als ertragsloser „Misfit“ sein Dasein fristete, bis er vor Kurzem gefällt wurde. Im Gewand der Kunst erlebt er nun in serieller Form eine verdinglichte Auferstehung, die seine Verfügbarkeit als gleichsam zu bestellendes Objekt ins Bewusstsein rückt.
Amélie Esterházy lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Studium des Modedesigns (2002-04), der Philosophie und Kulturwissenschaften (2004-07) hat sie sich selbst Techniken der Bildhauerei angeeignet. In erstaunlich kurzer Zeit ist daraus ein sowohl von Künstlern als auch Kritikern geachtetes Werk entstanden, das sich bereits in diversen Ausstellungsbeteiligungen niedergeschlagen hat.
Text: Dr. Marc Wellmann
(Pressetext: Wendt + Friedmann Galerie)